Das Werk und die Persönlichkeit des Achim Maaz harren bis heute ihrer Entdeckung durch die Kunst. Sie ragen heraus durch ihre ungeschliffene Energie, der jegliche zivilisatorische Überformung fehlt. Was es war, das den Künstler so vollkommen unempfindlich machte für jede Anleihe bei einer geschmeidigeren bildnerischen Sprache, wir wissen es nicht. Wir können es aber vermuten. Es sind die besonderen Herausforderungen seines Lebens, das sich seit dem fünften Lebensjahr ausschließlich in Heimen abgespielt hat. Hospitalisierung, Zwangsjacke, Bestrafung. Wegsperren als Erziehungsmethode. Wir wissen wenig darüber. Aber auch das gehört zu solch einer Geschichte, dass sich ihre Spuren verlieren, dass sich so wenig Biografie erhält und ein Leben wie dieses immer im Verborgenen bleibt.

Hinter verschlossenen Türen. Wie kann sich das zeigen, wie findet das seinen bildhaften Nieder- schlag? Biográphein (βίος yράφω) – das eigene Leben schreiben, malen, »ritzen«. Vielleicht sind es das Leid, die Einsamkeit und Entfremdung von sich selbst, die in den Bildern von Maaz so vehement nach Ausdruck suchen. Vielleicht ist es aber auch noch etwas anderes: Der Glaube an sich selbst, als dem einzig noch Greifbaren, Vorstellbaren, in all der Gott- Verlassenheit der Anstalten. Jedes für sich wäre ein Moment des bildnerischen Schaffens, wie es ein stärkeres kaum geben kann. Vielleicht ist es aber das eine und das andere und vielleicht müssen diese beiden zusammenkommen (und wir sie zusammen sehen), damit etwas so Außer- gewöhnliches an Sprachkraft ausgelöst werden kann, wie in den Bildern von Maaz …

 Autor: Sandro Parmiggiani

Der Artikel ist in der Print-Ausgabe 1.23 Limited | Unlimited erschienen.